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über uns 30 jahre kulturschmiede - bericht zum jubiläum

 

Bericht: Richard Färber
Rundschau für den Schwäbischen Wald - Der Kocherbote vom 26.01.08

Die Kulturschmiede feiert heuer ihr 30-jähriges Bestehen „Kultur machen und Spaß haben“
Viel mehr als das Bluesfest – 1978 gegründeter Verein ist Säule des Gaildorfer Kulturlebens

 
Volles Haus: Das Bluesfest auf der Kocherwiese ist nicht nur ein Großereignis des Genres, sondern auch die Basis für die Arbeit der Kulturschmiede. Der Verein trat über die Jahre nicht nur als Veranstalter und Organisator auf, sondern bot auch hiesigen Kulturschaffenden eine Heimat.Dass die Kulturschmiede eine, wie man so schön sagt, Affinität zum Blues hat, ist allgemein bekannt. Sie aufs Bluesfest zu reduzieren, wäre allerdings grob fahrlässig. Der Gaildorfer Verein ist eine tragende Säule des Gaildorfer Kulturlebens. In diesem Jahr wird er 30 Jahre alt.

Die Arbeit der Kulturschmiede Gaildorf lässt sich mit wenigen Worten charakterisieren: Publikumswirksam und unauffällig. Das mitunter wohl norwendige Getöse, mit dem andernorts kulturelle Leistungen beworben und gepriesen werden, ist in Gaildorf kaum zu vernehmen. Dafür meldet der Verein regelmäßig „Ausverkauft“ – was nicht verwunderlich ist, denn die Kulturschmiede arbeitet lokal konkurrenzlos und regional mit Kompetenzen, wie sie ansonsten weit und breit nicht zu finden sind.

Das „Alleinstellungsmerkmal“ der Kulturschmiede ist gleichzeitig ein Genre und eine Leidenschaft: Es ist die Vorliebe für den Blues, die sich in zwischenzeitlich 20 große Festivals und unzählige Konzerte ergossen hat. Das Bluesfest, das die Fans regelmäßig zu Tausenden nach Gaildorf lockt, hat sich denn auch zu einer Art Lebensversicherung für den Verein entwickelt. Dass das Festival so gut läuft, erklärt der langjährige Vorsitzende Werner Eichele, gibt der Kulturschmiede die nötige Sicherheit für ihre Arbeit.

Auslöser für die Gründung aber war das Bluesfest nicht. Es war eine kulturell interessierte, institutionell aber unbehauste Szene, die sich 1978 zur Gründung eines Vereines für Veranstaltungen zusammen fand. In jener Zeit gab’s eine Art Jugendzentrum im Alten Schloss, dort übte man sich, von Verwaltung und Establishment mehr oder weniger geduldet, in Party und Selbstverwaltung, bis der Geduldsfaden Der Künstler Diethelm Reichart und die Sängerin Edith Wannags bei einer Vernissage im Häberlenschließlich doch noch riss – aber das ist eine andere Geschichte.

Die Kulturschmiede ist allerdings nur bedingt ein Ableger des seinerzeitigen Jugendzentrums. Die meisten der gut ein dutzend Gründungsmitglieder, erklärte Eichele, hätten sich mit der Zeit einfach zu alt fürs Jugendzentrum gefühlt und suchten nach Alternativen. „Kultur machen und Spaß haben“ – das sei ihr Antrieb gewesen. Das Prinzip aber, nach dem der Verein bis heute arbeitet, dürfte seine Wurzeln in der Selbstverwaltung haben, die im Jugendzentrum eingeübt wurde.

Das Programm, mit dem die frisch gegründete Kulturschmiede dann das Städtchen aufmischte, sorgte für Aufsehen und hie und da wohl auch für hoch gezogene Augenbrauen. Zwar hat sich der Verein, möglicherweise auch mangels eigener Räumlichkeiten, nicht in der Form politisiert und organisiert, wie es der wesentlich ältere Club alpha 60 in Hall oder die Manufaktur in Schorndorf getan hatten, inhaltlich aber sind durchaus Verwandtschaften festzustellen. Das liegt allerdings auch in der Natur der Sache: Blues, Jazz, Rock, Folk, Kabarett und was man damals sonst noch unter dem Begriff Alternative Kultur subsummieren mochte, sind gerne laut, oft provokant, meist ambitioniert und eher geeignet, die Verhältnisse in Frage zu stellen anstatt sie zu bejahen. Einer der ersten Gäste der Kulturschmiede etwa war 1979 der heute legendäre Siggi Zimmerscheid, der damals noch als Siegfried Zimmerscheid angekündigt wurde: Jung, bissig, witzig, links – die Faust in der Tasche.

„Kultur machen und Spaß haben“: Das Motto zieht sich wie die Ehrenamtlichkeit durch die Jahre – und durch die jeweiligen Räumlichkeiten, die von dem Verein belegt wurden. Brauchte man einen Flügel oder ein etwas feierlicheres Zuhör-Ambiente, ging’s in den Wurmbrandsaal, wollte man mal etwas lauter werden, in die Germania oder in die Brasserie, später ins Kulturcafe in der Limpurghalle.

Obwohl die Kulturschmiede im Lauf der Jahre immer wieder neue Akzente setzte, sich beispielsweise in der offenen Jugendarbeit und in der Erwachsenenbildung engagierte, dauerte es lange, bis die Duldung in Anerkennung um schlug. Erst seit zehn Jahren wird die Kulturschmiede von der Stadt Gaildorf handfest gefördert.

Dann aber kam’s dicke: 2002 ging mit einem Schlag ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: Der Verein erhielt mit dem Häberlen seine eigene Kneipe. Und 2005 war dann auch endlich Schluss mit der Unauffälligkeit: Die Kulturschmiede erhielt den Medienpreis der drei Kreiszeitungen. 

Einige Gründungsmitglieder der Kulturschmiede Anfang der Achtziger Jahre. Von links: Carola di Francesco (heute Kronmüller), Karl Eymann, Manfred Merklein, Werner Eichele, Margitta Seitz (heute Eichele), Ulrich Nass, Monika Bölhoff (heute Nass), Thomas Frank und Renate Ammon. Nicht im Bild: Klaus Hornemann, Karin Sperber, Matthias Lübke und Robert Jäger
Einige Gründungsmitglieder der Kulturschmiede Anfang der Achtziger Jahre. Von links: Carola di Francesco (heute Kronmüller), Karl Eymann, Manfred Merklein, Werner Eichele, Margitta Seitz (heute Eichele), Ulrich Nass, Monika Bölhoff (heute Nass), Thomas Frank und Renate Ammon. Nicht im Bild: Klaus Hornemann, Karin Sperber, Matthias Lübke und Robert Jäger.

Archivfotos: ph/rif/ka/pv

 

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